Schulterschmerz
Die Schulter hat eine spezielle Rolle unter den Körpergelenken. Damit wir den Arm so weit bewegen können, haben wir eine kleine Gelenkpfanne mit einem grossen Gelenkkopf und einer wenig straffen Gelenkkapsel erhalten. Für die Stabilität des Gelenkes ist der Zug der Muskeln, die über das Gelenk führen, verantwortlich. Bedingt durch unseren aufrechten Gang werden aber drei Muskeln in einem Engnis zwischen Oberarmkopf und dem Gelenkdach, das von Schulterblattdornfortsatz und Schlüsselbein gebildet wird, durchgeführt. Wenn wir unseren Arm seitlich hochheben, wird dieses Engnis durch die Knochenfortsätze (Hügel), an denen die Muskeln festgemacht sind, zusätzlich verkleinert. Bei erhobenem Arm ist der Raum wieder freigelassen. Bei hochgezogenen Schultern wird das Gelenkdach von Schulterblattdornfortsatz und Schlüsselbein weiter über den Oberarmkopf vorgeschoben, so dass das Engnis verbreitert wird.
Typische Beschwerden dieser eingeengten Muskeln sind Schmerzen beim seitlichen Hochheben der Arme, beim Kämmen und Haare fönen oder beim Binden eine Schürze, beim Schliessen des BHs im Rücken oder beim Anziehen eines Mantels. Nachts können Schmerzen entstehen, wenn die Hand über dem Kopf hingelegt wird oder mit der Zeit auch beim Schlaf auf der betreffenden Schulter. Zudem kann beim Hochheben oder Absenken des Arms ein Knacken entstehen. Die Schmerzen werden oft im Oberarm vorne und seitlich empfunden.
Meist liegt nur eine Störung der Muskeln und der Sehnen vor; es können aber auch Einrisse und Abrisse der Sehnen entstehen und Entzündungen und Schwellungen der grossen Schleimbeutel zwischen den Muskeln und dem Schultergelenk. Zudem können sich Verkalkungen in den gequetschen und entzündeten Sehnen bilden oder an den Ansätzen an den Hügeln.
Die Behandlung richtet sich nach dem Ausmass der Störung:
- Basis bilden die Behandlung der Muskelschmerzpunkte und Übungen zur Verbesserung der Haltung der Schulter, damit das Engnis vergrössert wird und die Sehnen entlastet werden. Zudem braucht es meist abschwellende Medikamente, um im Engnis wieder Platz zu schaffen (Rheumamittel). Je nach dem wird dies sogar durch eine Kortisonspritze in diesen Raum unterstützt. Kortison ist unser stärkstes Medikament zum Abschwellen, das zudem so zubereitet werden kann, dass es bis zu einen Monat lang wirken kann. Bei nur einmaligem oder gelegentlichen Einsatz sind die Auswirkungen auf den Körper mit anhaltenden Nebenwirkungen gering.
- Kräftigung der Muskeln, die den Oberarmkopf aus dem Engnis nach unten ziehen und Korrektur der Schulterhaltung in der Physiotherapie.
- Als eingreifenste Behandlung steht die Arthroskopie des Schulterglenks zur Verfügung, um Knochensporne an der Unterseite des Gelenkdaches zu entfernen, Kalkdepots in den Sehnen herauszulösen und chronisch entzündete Schleimbeutel zu entfernen. In gewissen Fällen werden auch abgerissene Sehnen wieder zusammengenäht. Mit den heutigen Techniken kann so in wenigen Wochen die Funktion des Schultergelenks wieder hergestellt werden.